Anale Irrigation

Eine erstaunlich einfache Methode, um besser abzuführen

Aktualisiert am 19.08.2025
7 Min. Lesezeit

Die anale Irrigation, auch transanale Irrigation (TAI) beziehungsweise rektale Irrigation, ist ein moderner Einlauf zur kontrollierten Entleerung des Darmes. Warum modern? Weil das Darmmanagement mit einem Einmalkatheter eigenständig und einfach durchgeführt werden kann. Nach den eigenen Bedürfnissen und vor allem selbstständig. Ganz ohne Hilfe einer dritten Person. Transanal heißt genauer: "durch den After”. Die anale Irrigation schafft insofern Abhilfe bei Stuhlinkontinenz oder Verstopfung. 

 

Katharina Wittek
Medizinprodukteberaterin für Darmmanagement
Geprüft von: Maike Meyer | Urotherapeutin / Medizinprodukteberaterin

Einleitung

Gründe genug also, um einmal genauer hinzusehen, wie das selbstständige Darmmanagement durchgeführt wird. Welche Tipps gibt es zur Anwendung? Welche Vorteile und auch Nachteile erwarten Sie als Anwender? Wie sehen die unterschiedlichen Produktlösungen aus? Dies und vieles mehr erwartet Sie hier. 

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1. Fakt: Anale Irrigation – Was ist das?

Patienten mit einer neurogenen Darmfunktionsstörung (NDFS) leiden unter Symptomen wie Obstipation (Verstopfung) oder Darminkontinenz mit einem unkontrollierten Abgang des Stuhls. Betroffen sind MS-Erkrankte, aber auch Personen mit Parkinson, Spina bifida, Darmkrebs oder bei einer Rückenmarksverletzung. Dies kann zu Folgeschäden wie Schmerzen, Hämorrhoiden, Divertikel etc. führen. Die anale Irrigation ist demzufolge die Anwendung zum selbstständigen Darmmanagement, um jene Symptome zu behandeln.  

Selbstbestimmt Leben dank transanaler Irrigation 

Die transanale Irrigation wird jeden oder jeden zweiten Tag angewendet und beugt Darminkontinenz oder Verstopfung vor. Die anale Irrigation hilft erwachsenen Personen wie Kindern gleichermaßen, um eine Routine in der Darmentleerung zu entwickeln und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die zuverlässige Methode für ein aktives Darmmanagement bedient sich dabei modernster Produkte - egal ob Coloplast, Wellspect etc. - für einen größtmöglichen Komfort. 

2. Fakt: Kann ich eine anale Irrigation durchführen?

Voraussetzung der analen Irrigation: 

Zur Bestimmung, ob der Darm des Patienten für die anale Irrigation geeignet ist und wie weit der Ballon aufgeblasen werden kann (wenn überhaupt), sind Endoskope, Defäkographie oder vergleichbare Verfahren erforderlich. Vor der ersten analen Irrigation muss die medizinische Vorgeschichte des Patienten einer genauen Prüfung unterzogen und eine digitale Rektaluntersuchung durchgeführt werden, um mögliche Kontraindikationen, Warnhinweise oder Vorsichtsmaßnahmen zu untersuchen, durch den zuständigen Arzt.   

3. Fakt: Transanale Irrigation Durchführung - Rektal Abführen leicht gemacht!

  • Anale Irrigation: Räumen Sie sich genügend Zeit ein 

    Wer auf Toilette geht, um sein „großes Geschäft“ zu erledigen, der nimmt sich in der Regel auch genügend Zeit dafür. Genauso verhält es sich auch, wenn Patient eine anale Irrigation durchführen möchte. Eile, Hektik und Stress sollten vor der Toilettentür bleiben. Nach dem analen Einlauf benötigt der Darm noch 10 bis 30 Minuten im Schnitt, bis die Entleerung eintritt.  

  • Halten Sie Kontakt zu Ihrem Arzt oder zu Ihrer Pflegekraft bzw. Krankenschwester 

    Insbesondere als Neuling auf dem Gebiet der Darmentleerung gilt: Alles ist neu, alles ist anders. Die Abläufe werden erst noch zur Gewohnheit. Wie viel Wasser wird benötigt? Wie schnell wird das Wasser hineingepumpt? Wie fühlt es sich an, wenn der Ballon des Katheters optimal sitzt? Ein enger Kontakt zum Arzt oder zur Pflegekraft stellt sicher, dass die Abläufe richtig sowie sicher sitzen und so zu einer neuen Gewohnheit heranwachsen. 

  • Wenden Sie die transanale Irrigation regelmäßig an 

    Wer sein Darmmanagement regelmäßig durchführt, bestenfalls jeden oder jeden zweiten Tag, verhindert so nach der Umstellung des Körpers ungewollten Stuhlverlust und Verstopfung. Die Stuhlinkontinenz beeinflusst weniger Ihren Alltag. Zudem reduziert sich die Zeitspanne, die benötigt wird, für den Vorgang der analen Irrigation. Meist erhalten Sie vom Arzt oder Ihrer medizinischen Fachkraft erstellten Plan. Halten Sie sich daran, um schnellstmöglich einen Rhythmus zu erlangen. 

Halten Sie sich an die Empfehlungen! Die regelmäßige Darmentleerung trägt so dazu bei, ihre Stuhlinkontinenz oder Verstopfung zu lindern und in der Folge Ihre Lebensqualität signifikant zu verbessern.  

4. Fakt: Darmirrigation - Welche Vorteile gibt es?

  • Bei richtiger Anwendung findet eine regelmäßige Spülung des Darmes statt. Dies kurbelt die Beförderung (Peristaltik) des Darminhaltes an und hilft so auch bei Verstopfung. 
  • Eine regelmäßige anale Irrigation beugt bis zu zwei Tagen einer erneuten Verstopfung vor
  • Auch Stuhlinkontinenz wird so bis zu 2 Tage vorgebeugt, da nach   der Entleerung der Stuhl erst wieder aus den höheren Darmabschnitten nachrutscht. Dieser Vorgang kann bis zu 48   Stunden dauern, sodass in dieser Zeit eine ungewollte Darminkontinenz unterbunden wird. 
  • Kann auch von Patienten mit eingeschränkter Feinmotorik angewendet werden. 
Zwei Personen unterhalten sich bei Kaffee; im Vordergrund unscharfe Person, im Fokus eine lächelnde Frau mit Tasse in heller Umgebung. Zwei Personen unterhalten sich bei Kaffee; im Vordergrund unscharfe Person, im Fokus eine lächelnde Frau mit Tasse in heller Umgebung.
  • Der Anwender entscheidet frei und selbstständig, wann und wo     der Darm entleert wird.  
  • Mehr Kontrolle: Die Planungssicherheit über den Stuhlabgang liegt wieder beim Patienten und nicht beim Darm. 
  • Neues Lebensgefühl dank Verbesserung der Lebensqualität und neuer Eigenständigkeit. 
  • Dank der Verminderung einer ungewollten Darminkontinenz reduziert sich gleichzeitig das Risiko einer Hautreizung
  • Vermeidung von Komplikationen und gesundheitlicher Risiken. 
  • Hat der Patient erfolgreich die anale Irrigation erlernt, können etwaige chirurgische Eingriffe vermieden werden. 
  • Auf andere Inkontinenzhilfsmittel kann größtenteils verzichtet werden. 
  • Unkomplizierte Anwendung, die einfach erlernt werden kann. 
  • Hohe Verträglichkeit der Methode. 

5. Fakt zum aktiven Darmmanagement

Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung der transanalen Irrigation auftreten?

  • Die anale Irrigation gilt, sofern richtig befolgt, gemeinhin als sehr gesundheitsverträglich und komplikationsarm. Dennoch kann es in einer extrem kleinen Anzahl der Fälle zu Schäden oder Perforierungen an der Darmwand kommen. Hier ist eine Behandlung im Krankenhaus notwendig.  
  • Es kann zu sehr leichten Blutungen kommen im Enddarm. 
  • Leichte Bauchschmerzen sind möglich. 
  • Es benötigt Zeit, um eine Routine zu entwickeln und damit einhergehend auch erste Erfolge zu verzeichnen. Bis zu den ersten positiven Effekten können bis zu 12 Wochen vergehen, was bei einigen Anwendern zu Frustrationen und einem Abbruch der Therapie führen kann. 
  • Die TAI-Behandlung fühlt sich für einige Patienten unangenehm an. 
  • Insbesondere am Anfang ist der Zeitaufwand noch höher, bis die Handgriffe sitzen, und Betroffene sollten sich einfach Zeit, einplanen, um Ruhe walten lassen zu können und keinen Stress aufzubauen.  
Zwei Personen unterhalten sich bei Kaffee; im Vordergrund unscharfe Person, im Fokus eine lächelnde Frau mit Tasse in heller Umgebung. Zwei Personen unterhalten sich bei Kaffee; im Vordergrund unscharfe Person, im Fokus eine lächelnde Frau mit Tasse in heller Umgebung.

6. Fakt: Welche unterschiedlichen Produktlösungen für ein Darmmanagement gibt es?

Anale Irrigation: Hier haben die Anwender die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie lieber mit einem Konus oder einem Ballon arbeiten möchten, sofern die körperlichen Voraussetzungen gegeben sind. In vielen Fällen hat der Patient jedoch nicht die Wahl. Bei LARS-Patienten beispielsweise sind Ballonkatheter kontraindiziert. 

Frau im cremefarbenen Strickpullover blickt nachdenklich aus einem hellen Fenster und berührt die Scheibe. Frau im cremefarbenen Strickpullover blickt nachdenklich aus einem hellen Fenster und berührt die Scheibe.

Zu den Kontraindikationen der analen Irrigation mit einem Ballonkatheter zählen: 

  • Anal- oder Kolorektalstenosen 
  • Kolorektalkarzinom 
  • innerhalb von 3 Monaten nach einer analen oder kolorektalen Operation 
  • innerhalb von 4 Wochen nach einer endoskopischen Polypektomie 
  • Ischämische Kolitis 
  • akute CED (chronisch entzündliche Darmerkrankung) 
  • akute Divertikulitis 
Zwei Personen unterhalten sich bei Kaffee; im Vordergrund unscharfe Person, im Fokus eine lächelnde Frau mit Tasse in heller Umgebung. Zwei Personen unterhalten sich bei Kaffee; im Vordergrund unscharfe Person, im Fokus eine lächelnde Frau mit Tasse in heller Umgebung.

Aktives Darmmanagement: Anwendung und Vorteile bei der    Variante mit einem KONUS: 

Der Konus wird vom Patienten während der Durchführung selbst festgehalten. Grundvoraussetzung für die Benutzung: Der Patient ist dazu in der Lage, selbstständig stabil auf der Toilette zu sitzen. Ebenso muss die Handfunktion weitestgehend intakt sein, sodass der Konus auch währenddessen gehalten werden kann.

Besonders geeignet für Personen mit einer Darmfunktionsstörung, die eine größere Wassermenge zum Abführen benötigen.

Dazu zählen Patienten mit:

Frau im cremefarbenen Strickpullover blickt nachdenklich aus einem hellen Fenster und berührt die Scheibe. Frau im cremefarbenen Strickpullover blickt nachdenklich aus einem hellen Fenster und berührt die Scheibe.

Anale Irrigation: Anwendung und Vorteile mit einem BALLON zur Fixierung:  

Geeignet für Patienten, bei denen ein Rektalkatheter anstelle von einem Konus zum Einsatz kommt.  

Während des Vorgangs der analen Irrigation wird ein Ballonkatheter genutzt, um im Rektum zu blocken für eine bessere Abdichtung. Auf diese Weise können auch Personen selbstständig eine Irrigation durchführen, die körperlich etwas eingeschränkt sind.  

Geeignet für Patienten mit:  

  • einer eingeschränkten Hand- beziehungsweise Fingerfunktion 
  • einer verminderten Sehkraft 
  • einem schwachen Schließmuskel 
  • Patienten mit Stuhlinkontinenz 
  • chronischer Verstopfung  
  • neurogenem Darm

7. Fakt: Anale Irrigation mit einem Ballonkatheter zur Fixierung

Welche Tipps gibt es rund um die Anwendung zur Darmentleerung?

Der Weg zum aktiven Darmmanagement: 

  • Wer rektal abführen möchte, sollte vorher die Blase entleeren
  • An die festgelegte Menge der Pumphübe für den Ballon halten, schließlich kann es bei Missachtung zu einem Platzen kommen. 
  • TAI bestenfalls zur gleichen Tageszeit durchführen, da sich so Körper und Darm schneller an die Behandlung gewöhnen. 
  • Ausschließlich Wasser in Trinkwasserqualität benutzen, auch im Urlaub! 
  • Die Menge der Spülflüssigkeit wird im Vorfeld festgelegt und sollte auch eingehalten werden. 
  • Warmes Wasser in Körpertemperatur (36 – 38 ° C) verwenden, ansonsten kann es zu einer Verbrühung der Schleimhäute im Enddarm oder Kreislaufproblemen kommen. 
  • Die Einleitung in einem moderaten, gleichmäßigen Tempo durchführen. Ein zu schnelles Pumpen kann zu Schmerzen, ein zu langsames Pumpen kann zu einem verminderten Entleerungsreflex führen. 
  • Gerade in der Umstellungsphase machen alternative Hilfsmittel Sinn wie Vorlagen oder Analtampons, da der Körper einige Zeit für die Umstellung benötigt.  
  • Manuelle Maßnahmen wie eine Bauchmassage, Husten, nach vorne Beugen oder auch Aufstehen können bei der Ausscheidung unterstützend wirken. 
  • Planen Sie die im Vorfeld festgelegte Einwirkzeit für ihr Darmmanagement ein, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

8. Fakt: Transanale Irrigation System - Welche Produkte gibt es rund um die transanale Irrigation?

Aktives Darmmanagement mit einem Einmalkatheter von Coloplast oder Wellspect 

Unabhängig davon, ob sich der Patient für einen Konus oder einen Ballon entscheidet bei der Anwendung: Um die Lebensqualität mit TAI zu verbessern, stehen besonders zwei Produkte im Fokus. Für das eigenständige Darmmanagement hat Anwender bei der MPF die Wahl zwischen:


1. Anale Irrigation Komplett-System: Coloplast Peristeen transanale Irrigation 

Das System ist speziell auf die Bedürfnisse von LARS-Patienten abgestimmt. Es ist dafür bestimmt, die Entleerung des Kolons (Dickdarms) und Absteigendes Kolon (absteigender Dickdarm) zu fördern. Zudem lässt es sich sowohl mit einem Konuskatheter anwenden als auch mit dem Peristeen® Ballon, je nach Vorliebe des Patienten.

2. Anale Irrigation Komplett-System: Wellspect Navina System 

Das System für das selbstständige Darmmanagement ist geeignet für Kinder ab dem 3. Lebensjahr in “Small” und für Erwachsene in “Regular”. Die Anwendung für die anale Irrigation ist einfach und intuitiv. Das Navina Irrigationssystem bietet als einziges System eine manuelle wie auch eine elektronische Kontrolleinheit und punktet durch eine hohe Benutzerzufriedenheit

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